Es gibt kein Patentrezept, um die richtigen Mitarbeiter zu finden, insbesondere im IT-Sektor, wo sich die Unternehmen mit mehr als 137.000 offenen Stellen oft ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Weiche Faktoren wie die Unternehmenskultur können letztlich den Ausschlag geben. Das wertebasierte Recruiting bietet Unternehmen eine gute Möglichkeit, Arbeitsweisen und Werte bereits im Bewerbungsprozess klar zu kommunizieren, um sicherzustellen, dass sie mit den Erwartungen und Ansprüchen der Kandidaten übereinstimmen – und so langfristig IT-Experten für sich zu gewinnen.
Was ist wertebasiertes Recruiting?
Das wertebasierte Recruiting ist an sich kein neuer Ansatz, hat aber in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen. Studien zeigen, dass die Unternehmenskultur einer der häufigsten Gründe ist, warum Bewerber ein Stellenangebot ablehnen. Um dies zu verhindern, geht es beim wertebasierten Recruiting darum, festzustellen, ob die Kandidaten nicht nur die Anforderungen der Stelle in Bezug auf ihre Fähigkeiten erfüllen, sondern auch, ob ihre Werte und Ziele zum Unternehmen passen. Manche Prozesse können ausschließlich wertebasiert sein, andere wiederum beinhalten eine Mischung aus Werten und Kompetenzen.
Erste Schritte zum wertebasierten Recruiting
Zunächst sollten sich Unternehmen über ihre eigenen Werte und Ziele bewusst werden. Nur wenn die Unternehmenskultur klar definiert ist, kann sie den aktuellen und potenziellen Mitarbeitern vermittelt werden. Sind die Werte und Ziele einmal definiert, müssen sie nicht nur in das Tagesgeschäft, sondern auch in den Rekrutierungsprozess integriert werden. Unternehmen sollten wichtige Werte in Stellenausschreibungen aufnehmen und die Eigenschaften beschreiben, die potenzielle Mitarbeiter mitbringen sollten. Sie tun auch gut daran, die Unternehmenskultur bereits im Bewerbungsprozess zu vermitteln. Gleichzeitig müssen Erwartungen, Arbeitsmethoden und Leitbilder klar formuliert und angesprochen werden. In Assessments können die Unternehmen die kognitiven oder situativen Fähigkeiten der Bewerber testen oder sie Persönlichkeitsfragebögen ausfüllen lassen. Auch die Fragen während des Vorstellungsgesprächs können auf der Grundlage der Unternehmenswerte angepasst werden. So könnten die Personalverantwortlichen die Bewerber beispielsweise fragen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren würden oder was ihrer Meinung nach in einem Team besonders wichtig ist. Auch Rollenspiele können Teil des Rekrutierungsprozesses werden.
Was sind die Vorteile des wertebasierten Recruitings?
Die Einbeziehung von Grundsätzen und Werten in den Einstellungsprozess gibt beiden Seiten die Möglichkeit, die Passung zwischen Unternehmen und Bewerber besser zu beurteilen. Dies ist vor allem auf lange Sicht von Vorteil. Auch wenn eine hohe Bezahlung zunächst verlockend ist, hält sie das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter nicht lange aufrecht. Und genau hier liegt das Problem: Studien zeigen, dass in Deutschland nur etwa 17% der Mitarbeiter engagiert sind. Werteorientiertes Recruiting kann hier Abhilfe schaffen:
- Sichtbare Unternehmenswerte stärken das Employer Branding: Unternehmen sollten ihre Werte nicht nur in den Einstellungsprozess einfließen lassen, sondern sie auch proaktiv nach außen kommunizieren, um sich als Arbeitgeber zu positionieren. So können sie beispielsweise auf der Website oder in den sozialen Medien zeigen, wie wichtig ihnen die Unternehmenskultur ist und wie einzelne Werte gelebt werden. So können sich Bewerber schon im Vorfeld ein besseres Bild von ihrem potenziellen Arbeitsumfeld machen. Im Kampf um die besten IT-Talente ist dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.
- Ein präziseres Matching spart Zeit und Geld: Zeit ist Geld – derzeit dauert es im Durchschnitt sieben Monate, bis eine Stelle in der IT-Branche besetzt ist. Diese Vakanzen kosten die Unternehmen nicht nur Ressourcen, sondern auch ihre Innovationsfähigkeit. Wertebasiertes Recruiting kann das Matchmaking von Anfang an präziser machen oder bei der endgültigen Entscheidung helfen, wenn es um die Wahl zwischen zwei Kandidaten mit gleichwertigen Fähigkeiten geht.
- Gemeinsame Werte schaffen ein motiviertes Team: Wenn die Mitarbeiter die Ideale und die Arbeitskultur des Unternehmens teilen, werden sie auch untereinander die gleichen Ziele verfolgen. Dies wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie engere Beziehungen zu ihren Kollegen aufbauen und sich in der Arbeitsumgebung wohlfühlen. Darüber hinaus verbessern gemeinsame Ziele die Arbeitsmoral und verringern die Fehlzeiten, weil sich alle um die gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen kümmern.
- Ein positives Umfeld führt zu positiven Ergebnissen: Wenn die Mitarbeiter die Unternehmenskultur kennen und, was noch wichtiger ist, wenn sie mit ihren eigenen Vorstellungen übereinstimmt, werden sie sich automatisch stärker engagieren, da sie sich dem Unternehmen verbundener fühlen und sinnvolle Ergebnisse erzielen wollen. Wenn sich die Mitarbeiter für die Steigerung ihrer eigenen Produktivität engagieren, kommt dies auch dem gesamten Unternehmen zugute und sorgt zum Beispiel für zufriedene Kunden.
- Stärkere Mitarbeiterbindung führt zu geringerer Fluktuation: Laut einer Gallup-Studie rechnen 73 % der deutschen Arbeitnehmer damit, in einem Jahr woanders zu arbeiten. Werteorientiertes Recruiting kann hier Abhilfe schaffen und dafür sorgen, dass IT-Talente dem Unternehmen erhalten bleiben. Denn wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern das Gefühl geben, dass sie wertgeschätzt werden, bleiben sie in der Regel auch länger. Eine geringere Fluktuation ermöglicht es Unternehmen außerdem, in die berufliche Entwicklung von Talenten zu investieren – eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Abschließende Überlegungen
Werte und Ziele können strategisch in alle Bereiche des Unternehmens integriert werden, um die Effektivität zu verbessern und die Mitarbeiterbindung zu stärken. Unternehmen tun gut daran, IT-Talenten das Gefühl zu geben, dass sie an sinnvollen Projekten arbeiten, sie in strategische Entscheidungen einzubeziehen und ihnen einen Sinn zu geben. Wertebasiertes Recruiting bietet Unternehmen die Möglichkeit, die kulturelle Passung von Bewerbern im Vorfeld einzuschätzen, um das Matchmaking zu verbessern, die Produktivität und den Zusammenhalt der Mitarbeiter zu fördern und IT-Experten langfristig zu binden.